Die Steiermark in ihren historischen Grenzen gehört heute zu Österreich wie auch zu Slowenien. Bis zum Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde das Land mit der Hauptstadt Graz im Gebiet der historischen, kunsthistorischen oder volkskundlichen Forschung als Einheit betrachtet.
Nach 1918 und besonders nach 1945 änderte sich mit der damals entstandenen Grenze der Blickpunkt sowohl der österreichischen als auch der slowenischen ForscherInnen: "Als Folge der neuen politischen Konstellation werden im Bereich der Kunstgeschichte maßgebliche Zusammenhänge übersehen, die für ein vertieftes Verständnis der Denkmäler von Bedeutung wären", erklärt Univ.-Prof. Dr. Edgar Lein vom Institut für Kunstgeschichte der Uni Graz.
"Deutlich wird dieser Umstand vor allem in den Werken, die sich in der Form einer Übersichtsmonographie mit der bestimmten Kunstwerken einer Kunstepoche auseinandersetzen. Um zu relevanteren Forschungsergebnissen zu gelangen, wäre eine engere Zusammenarbeit der WissenschafterInnen beiderseits der Grenze notwendig", unterstreicht der Kunsthistoriker.
Deshalb organisierte Lein kürzlich gemeinsam mit KollegInnen der Universität Maribor und der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste einen Workshop für DissertantInnen. In ihren Beiträgen beleuchteten die NachwuchsforscherInnen die Rolle der AuftraggeberInnen in der Steiermark vor 1918 und zeigten ihre Funktion als TrägerInnen der Landesidentität auf. "Es waren nicht nur die KünstlerInnen, die, ungeachtet der heutigen Grenze, im ganzen Gebiet der Steiermark ihre Aufträge ausführten und deren Œuvre in der Steiermark und in Slowenien erhalten ist - das verbindende Element waren vor allem die AuftraggeberInnen und Mäzene", so Lein.
Obwohl die Fragestellungen und methodologischen Ansätzen der DissertantInnen vielfältig sind, bot das für den Workshop gewählte Thema einen gemeinsamen Nenner und eine solide Basis für die Zusammenarbeit und Diskussion. Der Workshop diente auch der Stärkung der Kooperation zwischen den Instituten und soll Grundlage einer gemeinsamen Projektvorbereitung und weitergehenden Kooperation sein.
Abschließend nahmen die WissenschafterInnen an einer Spezialführung von Mag. Paul Schuster und Dr. Barbara Kaiser zu Architektur und Ausstattung von Schloss Eggenberg teil.