Mit Arnulf Rohsmann verliert die Kunstgeschichte in Graz einen brillanten und engagierten, über Jahrzehnte tätigen Dozenten für Moderne Kunst.
Bereits in seiner Studienzeit hat sich Arnulf Rohsmann nachdrücklich profiliert. Als Studienrichtungsvertreter versuchte er – es waren die 70-Jahre – an der Entstaubung des Uni-Betriebs mitzuwirken und wurde von den damals Lehrenden auch umgehend als ernst zu nehmender Gesprächspartner in fachlichen wie in organisatorischen Belangen wahrgenommen.
Schon in Studientagen war für den rückhaltlosen Verfechter einer offenen Kunstpraxis klar, dass wissenschaftliche Aufbereitung und Vermittlung zentrale Aspekte der Gegenwartskunst darstellen. Sein diesbezügliches Engagement im Rahmen der Neuen Galerie in Graz hat – noch im Praktikantenstatus – Studienkolleginnen und -kollegen mitgenommen und als Vorbild gedient.
Während andere Studierende sich in Hinblick auf eine berufliche Tätigkeit noch unschlüssig oder zögerlich verhielten – es waren, wie gesagt die 70-Jahre – hat Arnulf Rohsmann sein Studium (es waren neben der Kunstgeschichte ja noch Philosophie, Germanistik und Geschichte) in Rekordtempo absolviert, weil er überzeugt war, nur in einem relevanten Berufsfeld nachhaltig wirken zu können. Nach seinen durchaus erfolgreichen Tätigkeiten in Linz (Nordico) und im Landesmuseum für Kärnten fand Arnulf Rohsmann 1987 als Leiter der Kärntner Landesgalerie eine ihm adäquate Operationsbasis. Hier konnte er mit seinen Ausstellungen markante und überregionale Akzente setzen. Rohsmanns fachliche Kompromisslosigkeit und persönliche wie politische Unbeugsamkeit führten dann wohl auch zum Konflikt mit dem damaligen Landeshauptmann und Kulturreferenten von Kärnten, der zu einem de facto Entzug der Kompetenzen führte. Dieser Schritt wurde damals als ausgesprochen willkürlich sowie ungerecht empfunden und hat – leider ohne Erfolg – zu vielen – vor allem überregionalen – Solidaritätsbekundungen mit dem Betroffenen geführt.
Schon in den 90-Jahren konnte Arnulf Rohsmann sein Wirkungsfeld durch seine Lehrtätigkeiten an der Universität in Graz (dann auch in Klagenfurt) erweitern und sein stark theoriebasiertes Verständnis der Moderne an die Studierenden fruchtbringend weitergeben. Durch seine Habilitation für Kunstgeschichte der Moderne wurde diese Aufgabe quasi institutionalisiert und durch Betreuungen von Abschlussarbeiten ergänzt. In seiner Lehre vertrat Arnulf Rohsmann einen hohen Anspruch, diesen forderte er auch von den Studierenden ein, unverbindliche und unpräzise Formulierungen in den schriftlichen Arbeiten ließ er nicht durchgehen. Das hat nicht immer allen gefallen. Aber diejenigen, die sich darauf einließen, konnten großen und dauerhaften Nutzen daraus ziehen.
Josef Ploder