Wir freuen uns, dass NachwuchsforscherInnen des Instituts für Kunstgeschichte erfolgreich Stipendien und Auszeichnungen für ihre hervorragenden Leistungen erhalten konnten.
Bei Univ.-Prof. Dr. Sabine Flach:
Stipendium der Bibliotheca Hertziana an Susanne Watzenböck, BA
Susanne Watzenboeck hat Kunstgeschichte und Anglistik/Amerikanistik an der Karl-Franzens-Universität Graz studiert. In ihrer Bachelorarbeit untersuchte sie den künstlerischen Stellenwert des filmischen Mediums im Schaffen Guy Debords sowie innerhalb der Situationistischen Internationale. 2015 erfolgte der Abschluss des Masterstudiums mit einer von Prof. Dr. Sabine Flach betreuten Studie, die sich dem Zusammenspiel von Phänomenologie und Bildwahrnehmung in der Analyse zeitgenössischer Malerei widmete. Zwei in der Forschungsliteratur bisher weitgehend unbeachtete Serien des Grazer Künstlers Gerhard Lojen wurden ausgewählt, um eine ihnen adäquate Analyse zu entwickeln. Hierzu wurde als methodischer Ansatz die Phänomenologie gewählt, wobei die Schriften Maurice Merleau-Pontys besondere Berücksichtigung fanden. Weiters wurden Werke Fred Sandbacks sowie Eduard Angelis jenen Lojens gegenübergestellt, um durch einen direkten Vergleich zu verdeutlichen, wie perzeptive Strukturen von Künstlern auf unterschiedliche Arten zu Strukturen ihrer Kunst werden. Seit 2017 verfolgt sie ein ebenfalls von Frau Prof. Dr. Sabine Flach betreutes Dissertationsprojekt, das sich mit dem filmischen Schaffen des römischen Regisseurs Nanni Moretti beschäftigt. Es untersucht im Speziellen die kinematografische Repräsentation von Identität und Bildhaftigkeit sowie deren Oszillieren zwischen Realität und Fiktion innerhalb der morettianischen Filme. Ziel der Dissertation ist es, über den Einbezug interdisziplinärer Theorien zu Realität/Fiktion/Imagination, Identität, Wahrnehmungsmechanismen sowie Bildhaftigkeit einen methodischen Zugriff zu entwickeln, unter dessen Anwendung sich die filmischen Bilder Morettis nicht nur als Repräsentationen von Realitäten begreifen lassen, sondern ebenso als realitätsgenerierend in ihrer Bedeutung als Referenten zwischen internen und externen Visualisierungen. Mit ihrem Dissertationsprojekt gewann Susanne Watzenboeck im Sommer 2018 ein 2-3 jähriges Stipendium an der renommierten Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom. Ihre gegenwärtigen Forschungsinteressen umfassen Ästhetik & Philosophie der Wahrnehmung, Bildtheorie & Bildwissenschaft, Identitätsforschung, Embodiment-Theorien sowie Filmtheorie.
Bei Univ.-Prof. Dr. Edgar Lein:
Die Stipendiatin des JungforscherInnen-Fonds 2018
Die Kunsthistorikerin Katrin Zaar-Eckhofen untersucht in ihrer Dissertation die Auswirkungen der Konsumkultur mit besonderem Fokus auf den Kunstmarkt und die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Konsum. Dabei werden Kunstschaffende in ihren Rollen als ReflektorInnen, AnalystInnen und KritikerInnen der Gesellschaft vorgestellt. Die Arbeit soll unter anderem die Relevanz gesellschaftsbezogener Kunst veranschaulichen und Anregungen geben, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen.
Mit dem Kunstgeschichte Leistungspreis (KUGEL) wurden 2018 folgende Studierende ausgezeichnet:
Kategorie Masterarbeit:
Christina Pichler für "Grubhof - Bauforschung, Geschichte und künstlerische Ausstattung", Betreuerin: Margit Stadlober
Christina Pichler hat Kunstgeschichte und Archäologie an der Karl-Franzens-Universität Graz studiert. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der Barockskulptur, der regionalen Kunstgeschichte sowie der Denkmalpflege. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen zu diesen Themengebieten.
Im Zuge ihrer 2016 erschienenen und publizierten Masterarbeit „Der Grubhof in Reifling. Bauforschung und kunstwissenschaftliche Betrachtung des Malereibestands“ gelang ihr eine erste Analyse der Wandmalereien eines frühbarocken Edelsitzes mit erstmaliger Zuschreibung an den Judenburger Künstler Hans Mautpruckher. Für die Arbeit erhielt sie 2018 den KUGEL Kunstgeschichte-Leistungspreis. Ihre Dissertation beschäftigt sich mit dem Barockbildhauer Philipp Jakob Straub (1706–1774) und entsteht im Rahmen eines von der Europäischen Union geförderten Projekts mit dem Titel „Tracing the Art of the Straub Family“, das seit Juni 2017 am Institut für Kunstgeschichte der Karl-Franzens-Universität läuft. Philipp Jakob Straubs künstlerisches Schaffen zählt als ein Höhepunkt der steirischen Barockskulptur, weshalb die Erarbeitung seines umfangreichen Oeuvres ein bedeutendes Forschungsdesiderat darstellt. Betreut wird die Dissertation von Frau Prof. Dr. Margit Stadlober.
Karoline Walter für "Orte der Natur im Werk von Lois Weinberger", Betreuerin: Sabine Flach
Karoline Walter studierte Kunstgeschichte und Europäische Ethnologie und Kulturanthropologie an der Karl-Franzens Universität Graz. In ihrer Bachelorarbeit im Fach Kunstgeschichte befasste sie sich mit dem frühen abstrakten Film und den Entwicklungen der „Visuellen Musik“ in der Zeit von 1930 bis 1970 und stellt dabei Oskar Fischinger und Jordan Belson – zwei aufeinanderfolgende Künstlergenerationen in den Fokus. Ihre Bachelorarbeit im Fach der Europäische Ethnologie und Kulturanthropologie untersuchte die Geschichte der tätowierten Frauen und betrachtet die zeitspezifischen Entwicklungen im Kontext der Erlebnisgesellschaft von Gerhard Schulze und der Multioptionsgesellschaft von Peter Gross.
Unter der Betreuung von Univ.-Prof. Dr. Sabine Flach beendete Karoline Walter 2017 ihr Kunstgeschichte-Masterstudium mit einer Studie zu dem österreichischen Gegenwartskünstler Lois Weinberger und den Orten der Natur. Am Beispiel der „Portable Gardens“ wurde Weinbergers künstlerisches Schaffen und seine spezielle künstlerische Praxis im Detail analysiert und im Kontext von Michel Foucaults Heterotopien in einen größeren Zusammenhang gestellt. Mit diesem methodologischen Zugriff demonstrierte Karoline Walter, dass jede Art von Garten, auch Weinbergers „Portable Garden“ als Heterotopie gelesen werden kann - als ein „anderen Ort“ mit divergierenden Ordnungsprinzipien und entscheidenden Bezügen zur jeweiligen Zeit und Gesellschaft. Die enge Verbindung von Ort, Raum und künstlerischen Arbeit wurde im Kontext der analysierten Termini site-specific art und site-specificity offengelegt, um in einem weiteren Schritt mit dem Themenkomplex „Natur“ den Fokus von Ort und Raum auf die weitere Umgebung und die „Umwelt“ auszuweiten. In diesem Kontext verband Karoline Walter Theorien zum Anthropozän und zum Spekulativen Realismus mit dem künstlerischen Schaffen Weinbergers.
Derzeit untersucht sie, ebenfalls unter der Betreuung von Univ.-Prof. Dr. Sabine Flach, die Pflanze in künstlerischen Projekten der Metamoderne. Im Konkreten befasst sich die Arbeit mit Leben und Lebendigkeit und beleuchtet am Beispiel von künstlerischen Projekten der letzten zwanzig Jahre eine sich verändernde Naturbetrachtung und Naturhandhabung von Kunst und Kultur im Kontext des Spekulativen Realismus. Dadurch ergeben sich wesentliche Bezüge von Kunst zu Ökologie, Ökonomie, Wissenschaft und Politik.
Das Forschungsinteresse von Karoline Walter umfasst die lebendige Pflanze in der Kunst, künstlerische Projekte mit Fokus auf Natur und dessen räumliche Bezüge (Idylle, Landschaft, Garten), künstlerisch-wissenschaftliche Naturbetrachtung, Kunst im Kontext der Object Oriented Philosohpy und dem Spekulativen Realismus, Ästhetik und Aisthesis - Theorien der Wahrnehmung, die Anfänge des Avantgardefilms und das Wissen der Künste.
Kategorie Dissertation:
Alois Doppan für "Die Innenraumgestaltung Josef Plečniks im gesamteuropäischen Kontext unter besonderer Berücksichtigung der Wohnungseinrichtung Dr. Knauer in Graz“, Betreuerin: Barbara Aulinger
Am 14. Juli 1948 wurde Alois Doppan im südoststeirischen Markt Kirchbach in eine Uhrmacher-Schmuckhandels-Familie hineingeboren. Das Kirchbacher Ortsbild ist geprägt von einem spätgotischen Sakralbau und einer stattlichen Anzahl einstöckiger historistischer Bürgerhäuser. Die Fassaden und deren altdeutsche Interieurs haben ihn seit Kindestagen fasziniert. Dieser frühe Kontakt mit künstlerisch gestalteten Formen hat wohl den Ausschlag gegeben sich im Studienverlauf mit deren Geschichte näher zu beschäftigen. 2010 beschrieb er in seiner Diplomarbeit die Spätgotik der Kirchbacher Pfarrkirche. Angeregt von den Jugendstil-Einrichtungen der Kirchbacher Bürgerhäuser befasste er sich in seiner Dissertation mit sezessionistischer Raumkunst einer Grazer Villa, gestaltet vom Otto Wagnerschüler Josef Plecnik. Am 23. Mai 2017 beendete er sein Doktoratsstudium. Als besondere Ehre wurde ihm dafür heuer der Kunstgeschichte-Leistungspreis zuerkannt. Seine so erfolgreiche akademische Ausbildung verdankt er, wie er selber sagt, erstrangig den lehrenden Professorinnen und Professoren an der Fakultät für Kunstgeschichte der Universität Graz. Ein ganz besonderer Dank gilt seiner Diplomarbeitsbetreuerin Frau Ao. Univ. Professorin Dr. Margit Stadlober, ebenso seiner Doktoratsmutter Frau Ao. Professorin Dr. Barbara Aulinger.