Der Vortrag stellt die zweite Generation der aus der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig hervorgegangenen sogenannten „Leipziger Schule“ vor, die deren Gründervätern Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer und Bernhard Heisig in die Professuren der Vorzeigeakademie nachgefolgt ist und die den Möglichkeitsraum des staatlich verordneten sozialistischen Realismus in der Tradition ihrer Lehrer noch einmal zu erweitern versucht hat. Anhand ausgewählter Beispiele sollen individuelle Positionen zwischen altmeisterlicher Feinmalerei und wuchtiger Expression, zwischen künstlerischer Selbstbehauptung und strategischer Anpassung und zwischen Aufbruch und Ernüchterung in den letzten Dekaden der DDR untersucht – und dabei auch ein Blick auf ihre Rezeptionsgeschichte der Nachwendezeit geworfen werden.
Martha Rataj ist Kunsthistorikerin, freie Autorin und Kuratorin. Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte und der Film- und Fernsehwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum und der Università di Pisa arbeitete sie für die internationale Kunstmesse artforum berlin, für verschiedene Berliner Galerien und Kunstvereine sowie zuletzt für den Deutschen Künstlerbund. Darüber hinaus war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam tätig und nahm Lehraufträge u.a. an der Universität der Künste Berlin wahr. In ihren Seminaren, Vorträgen und Publikationen beschäftigt sie sich insbesondere mit der Kunst in der DDR.