DOC-team-Stipendium (ÖAW) für das Dissertationsprojekt "Genealogie und Hagiographie: Der Babenberger-Stammbaum im Stift Klosterneuburg"
Im Rahmen eines von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften geförderten interdisziplinären DOC-teams mit dem Titel „Performanz von Heiligkeit am Beispiel Markgraf Leopolds III. von Österreich“ werden die Voraussetzungen, die begleitenden Interaktionen und das Nachwirken der Heiligsprechung von Markgraf Leopold III. im Jahre 1485 untersucht.
In der von Michael Grall zu verfassenden kunsthistorischen Dissertation werden die verschiedenen Bildstrategien analysiert, welche im Zusammenhang mit der Heiligsprechung Leopolds III., dem Gründer von Stift Klosterneuburg, zur Präsentation der familiengeschichtlichen Forschungen Ladislaus Sunthayms entwickelt wurden und der Verehrung des neuen Heiligen dienen sollten. Dabei steht das genealogische Bildprogramm des Babenberger-Stammbaumes im Zentrum der Untersuchung. Als eines der ungewöhnlichsten Tafelgemälde des ausgehenden 15. Jahrhunderts zeigt es die Genealogie der Babenberger und damit der Familie des Stifters von Klosterneuburg. Mit den sog. Sunthaym-Tafeln, acht anspruchsvoll illuminierte, großformatige Pergamenttafeln bildete das Triptychon vermutlich ein Ensemble in unmittelbarer Nähe des Heiligengrabes. Untersucht wird in dieser Fallstudie die Relevanz des genealogischen Prinzips für die Veranschaulichung des Herkommens und für die Geschichte von Gemeinschaften. Welche Visualisierungskonzepte und (Bild-)Strategien werden nach der Kanonisation Leopolds III. eingesetzt, um den Heiligen in Bildern zu verehren? In welcher Wechselbeziehung stehen die im Spannungsverhältnis von Hagiographie und Genealogie zum Anlass der Heiligsprechung entstandenen Medien zum Babenberger-Stammbaum?
Die über Drittmittel geförderte Dissertation wird von PD Dr. Andrea Worm betreut und ist in den Forschungsbereich Mittelalter des Instituts für Kunstgeschichte eingebunden. Im November 2017 startet die dreijährige Laufzeit des interdisziplinären Projektes, an dem neben Michael Grall auch drei weitere Stipendiatinnen arbeiten, die sich der Repräsentation der Babenberger aus germanistischer (Edith Kapeller, Wien) und historischer Perspektive widmen (Sabine Miesgang, Wien/Graz und Julia Anna Schön, Wien/Salzburg).