Das Phänomen des Unvollendeten hat in den Geisteswissenschaften großes Interesse geweckt und auf musikwissenschaftlichem Gebiet insbesondere Forschungen zu fragmentarischen Kompositionen mit ästhetischen, philologischen und historischen Fragestellungen ausgelöst. Jenseits der Skizzenforschung hat sich das beträchtliche Interesse am Fragmentarischen jedoch bislang nicht gleichermaßen auf das Phänomen der Fertigstellung fragmentarischer Werke erstreckt.
Das in diesem Vortrag vorgestellte Habilitationsprojekt widmet sich genau diesem Phänomen und seinen vielfältigen Erscheinungsformen. Zur Veranschaulichung der Forschungsansätze wird ein besonders faszinierendes Fallbeispiel herangezogen: die Fertigstellung der Oper Lucrezia (1936), die Ottorino Respighi unvollendet hinterließ und die posthum von seiner Frau, der Komponistin Elsa Respighi, finalisiert wurde. Anhand von Archivmaterialien, die in der Fondazione Cini in Venedig und im Archivio Ricordi in Mailand aufbewahrt werden, lässt sich rekonstruieren, dass die Fertigstellung auf Grundlage des fragmentarischen Entwurfs des Komponisten in bemerkenswert kurzer Zeit – innerhalb von nur zwei Monaten – erfolgte. Korrespondenzen, Tagebücher und Rezensionen geben Einblick in das künstlerische Netzwerk, das sich um Elsas Fertigstellung rankte: darunter der Intendant des Teatro alla Scala, Jenner Mataloni, der Librettist der Oper und enge Freund des Paares Respighi, Claudio Guastalla, die Leiter des Verlags Ricordi, Renzo Valcarenghi und Claudio Clausetti, und der Schüler des Komponisten, Ennio Porrino.
Die Fertigstellung der Oper ist somit das Ergebnis eines komplexen Geflechts aus unterschiedlichen Motivationen und Interessen: an erster Stelle steht Elsas Liebe, die sie dazu bewegte, das künstlerische Erbe ihres Mannes zu ehren; hinzu kommen der Ruhm Ottorino Respighis und die Zuneigung des Publikums, die sich in der zeitgenössischen Presse widerspiegeln, sowie die geschäftlichen Interessen des Verlags Ricordi und des Teatro alla Scala. Vor dem Hintergrund dieses historisch-musikalischen Szenarios wird die „zeitverzögerte Zusammenarbeit“ des Paares Respighi exploriert, das sich auf Basis der intensiven Auseinandersetzung von Elsa mit musikalischen, literarischen und autobiografischen Materialien von Ottorino in der kompositorischen Praxis der Finalisierung entfaltet.
Elena Minetti ist seit Anfang November am Institut für Kunst- und Musikwissenschaft als Universitätsassistentin tätig. Ihr Habilitationsprojekt widmet sich der Analyse posthumer Finalisierungen musiktheatralischer Fragmente. Anhand ausgewählter Fallbeispiele wird den Fragen nachgegangen, wer aus welchen Beweggründen, mit welchen Intentionen, in welchem Kontext, mit welchen Kompositionstechniken und -ästhetiken und zu welchem Zeitpunkt ein unvollendetes Werk wieder aufgegriffen und vollendet hat.
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